Das größte Flächen­denkmal Brandenburgs braucht eine Zukunft

1882 entdeckte Robert Koch den Tuberkel-Bazillus als Ursache der Tuberkulose. Die in der Folgezeit gesammelten ersten Er­fahrungen im Kampf gegen die Tuberkulose zeigten, dass die medizinische Behandlung – insbesondere im Frühstadium der Krankheit – vor allem auf die Stärkung des Organismus in sei­ner Gesamtheit auszurichten war.

Der erste Bauabschnitt zwischen 1898 und 1902 wurde von den führenden deutschen Krankenhausarchitekten Heino Schmieden und Julius Boethke beendet. In der zweiten Bau­phase von 1905 bis 1908 wurden unter Leitung des bis 1930
verantwortlichen Architekten Fritz Schulz den beiden Lungen­heilstätten im Norden je ein weiteres Gebäude gegenüberge­stellt. Zugleich wurden auch die Betriebs- und Nebengebäude erweitert. Die dritte Bauperiode von 1926 bis 1930 umfasste vor allem den Neubau der Zentralwäscherei (1926) und des Chirur­gie-Pavillons (1928-1930) auf dem Gebiet der Lungenheilstätte für Frauen. Die Lungenchirurgie wurde jedoch durch die Ende der Vierzigerjahre rasch aufkommende Chemotherapie der Tuberkulose weitgehend abgelöst.

Mit Beginn des 1. Weltkrieges bezog erstmals das Militär die Beelitzer Heilstätten. Die Sanatorien wurden als Lazarett durch das Rote Kreuz genutzt, der übrige Teil diente als Militärlun­genheilstätte. Bis 1919 wurden mehr als 12.500 Soldaten in Beelitz verpflegt. Während des 2. Weltkrieges dienten die Heilstätten erneut dem Militär als Lazarett und Lungenheil­stätte. Ab 1942 wurde südlich des Frauen-Sanatoriums die „Krankenhaus-Sonderanlage Beelitz“ als Ausweichkrankenhaus für Potsdam errichtet. Architekt dieses Behelfskrankenhauses war Egon Eiermann, der eine aus dem Pavillonsystem abgelei­tete kammartige Anordnung einzelner Stationen entwarf. Die Klinik beherbergte nach 1945 bis 1998 die Fachklinik für Lun­genkrankheiten und Tuberkulose Beelitz-Heilstätten. Die alten Heilstätten selbst blieben nach 1945 militärisches Sperrgebiet und wurden als zentrales Militärhospital der Westgruppe der sowjetischen Truppen, das größte Hospital außerhalb des eige­nen Territoriums, genutzt. Die Bauten blieben damit in ihrem Gesamtbestand erhalten und von umfangreichen Totalmoder­nisierungen oder Abrissen verschont. Eine neue Epoche der Beelitzer Heilstätten beginnt 1994 mit dem Abzug der sowjetischen Garnison aus Beelitz und der Rückgabe des Geländes an den Eigentümer, die Landesversicherungsanstalt Berlin. Da die LVA das 1995 unter Denkmalschutz gestellte Gesamtensemble nicht erhalten bzw. sanieren konnte, wurde das Gelände von der Unternehmensgruppe Roland Ernst erworben. Gebäude wie die Reha-Klinik und Wohnhäuser wurden saniert und verkauft, wie zum Beispiel das Heizhaus Süd und die Pförtnerhäuschen. Dann folgte die Insolvenz des Eigentümers. Nach Jahren des Stillstands und dem Wüten der Vandalen scheint sich nun vieles zum Guten zu entwickeln. Der Baumwipfelpfad und der Barfußpfad im Quadranten A, das kreative Wohnen im Refugium im Quadranten D und auch das Gelände im Quadranten C, wo sich das Heizkraftwerk befindet, wird beplant. Gute Aussichten für eine zukunftsfähige Entwicklung in Beelitz-Heilstätten.

Kernstück der technischen Infrastruktur war das in der Nähe des Bahnhofes gelegene Heiz- und Maschinenhaus. Das Heiz­kraftwerk mit seinem charakteristischen 45 Meter hohen Was­serturm gilt als eine der ältesten, heute noch im technischen Verbund erhaltenen Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung. Das Heizkraftwerk versorgte das gesamte Heilstättengelände über ein unterirdisches, mehr als 10 km langes Kanalnetz mit Wärme und Elektroenergie sowie mit Trink- und Warmwasser. Diese zentrale Energie- und Wärmeversorgung ermöglichte es, in den Krankenpavillons auf rußende und staubende Heizungsanlagen zu verzichten.
Zur Heizkraftanlage gehören das Kesselhaus Nord, das Kessel-und Maschinenhaus Süd, der Wasserturm, 4 Pumpenhäuser und der Gleisanschluss. Das unterirdische Kanalsystem vervoll­ständigt das technische Denkmal.

Weitere Informationen:

Präsentation Beelitz-Heilstätten