Wir, die Motorradfahrer des Vereins “Freunde der Industriegeschichte Ludwigsfelde e. V.”, besuchten anlässlich unserer traditionellen Ausfahrt am 1. Mai das historische Heizkraftwerk Beelitz-Heilstätten. Mit sieben Motorrädern rollten wir auf den Innenhof.

Hier trafen wir auf Frau Krause, die uns sehr ausführlich über die Anlagen im Außenbereich informierte. Interessant der Aufbau des gesamten Areals der Heilstätte in 4 Quadranten mit Beachtung der Hauptwindrichtung von West nach Ost und damit der Errichtung des Heizkraftwerkes östlich der medizinischen Einrichtungen. Leider musste sie auch auf den Verfall verschiedener Gebäude wie Wäscherei, Bäckerei und Kegelbahn hinweisen. Das der gesamte Klinikkomplex um die vorletzte Jahrhundertwende geplant, gebaut und autark betrieben wurde, lässt uns heute noch staunen. Neben Strom von anfangs zwei Dampfmaschinen erzeugt, Kalt- und Warmwasser aus eigenen Brunnen, Obst und Gemüse von eigenem Anbau wurden auch Schweine und Rinder gehalten. Der Transport der Medien (Wasser, Dampf, Strom) erfolgte über ein heute noch vorhandenes begehbares Kanalnetz. Die Kanäle wurden unter den Wegen angelegt, damit diese im Winter durch aufsteigende Wärme eisfrei blieben. Durch den Hochbehälter im Wasserturm führte der Schornstein, um das Wasser im Winter nicht gefrieren zu lassen.

Auch die Kohleanlieferung über das hochgelegte Reichsbahngleis wurde zur Entleerung der Waggons sehr günstig angelegt.

Nach der Information über die Außenanlagen übernahm Frau Dr. Seidel die Führung im Heizkraftwerk und informierte ausführlich über die Abläufe in den Kliniken vor über 100 Jahren. Als erstes beeindrucken die komplett vorhandenen fünf Flammrohrkessel. Leider nagt an den Beschickungseinrichtungen schon der Rost. Informationstafeln erklären die Funktion sowohl der Flammrohrkessel als auch der später im Kesselhaus Nord installierten Siederohrkessel, die aber nicht mehr vorhanden sind. Kesselhaus Nord ist nur noch eine leere Hülle und macht keinen guten Eindruck. Das Sahnehäubchen ist nun tatsächlich der Maschinenraum im Heizkraftwerk.  Alles noch im Originalzustand. Dampfturbinen und Dampfmaschinen beide mit Generatoren zur Stromerzeugung und die dazu erforderlichen Schalttafeln mit Instrumenten und Schaltern. Es ist aber auch erkennbar, dass sich hier seit über 20 Jahren kein Rad mehr gedreht hat. Sehr informative Schautafeln sind im gesamten Objekt angebracht.

Wir danken dem Förderverein Heiz-Kraft-Werk Beelitz-Heilstätten e. V. für das Engagement zur Erhaltung dieser technisch hochinteressanten Anlage, die uns heute (und vielleicht auch morgen) zeigt, wie ingenieurmäßige Probleme vor über 100 Jahren gelöst wurden. Danke auch an Frau Dr. Seidel, die uns die Besichtigung außerhalb der normalen Öffnungszeiten ermöglicht hat.

Im Namen der Freunde der Industriegeschichte Ludwigsfelde

Ihr Günter Rost